Neue Lesekultur
Mit den Medien ändert sich auch die Art der Archivierung von Texten. Die Jahrtausende alte Kultur der Bibliotheken unterliegt im Zeitalter der Digitalisierung vor grundliegenden Veränderungen. Während das Buch unverändert einen hohen Stellenwert hat, müssen Zeitungen ihre Funktion durch die Existenz des Internets neu finden. Bibliotheken werden zu modernen Dienstleistungszentren im Sinne sozialer Treffpunkte zwischen den Menschen. Klassische öffentliche Bibliotheken sind keine Lagerstätten von Büchern und anderem Schriftgut mehr, die vor allem eine Ausleihfunktion mehr haben. Sie müssen die Frage beantworten, worin in Zukunft diese Institution aussehen werden. Eine Bücherei ist im 21. Jahrhundert weit mehr eine „Anzahl Regale voller Papier zwischen zwei Buchrücken“, meinen Kommunikationsexperten, sonder vielmehr „Markenbotschafter von neuem Wissen“.
Die neue Lesekultur verlangt sowohl von den Anbietern als auch von der Verwendern ein verändertes Herangehen beim Erwerb von Wissen auf möglichst effektive Weise, weil erworbenes neues Wissen viel schneller überholt ist als früher zu analogen Zeiten. Die Digitalisierung wirft seine Schatten auf die klassische Bibliothekswissenschaft und verlangt eine neue Art des Denkens. Das angestaubte Bild von einem Bibliothekar, der früher Bücherwagen durch Regalreihen schiebt und mit dem Finger an den Lippen die Besucher zur Ruhe mahnt, gibt es nicht mehr. Das Bibliothekswesen wird in zunehmenden Maße „verwissenschaftlicht“. Wir alle leben in einer digital vernetzten Welt, die vor keinem Beruf halt macht. Heute gibt es digitale Kataloge oder On-Leihen. Dazu sagt Magnus Pfeffer, Informatiker und Professor an der Hochschule der Medien in Stuttgart: „Bibliotheken waren ganz früh bei der Digitalisierung dabei. Sie gehören zu den frühesten Anwendern…In den Lehrinhalten hat sich sehr viel getan, weil sich in den Bibliotheken unheimlich viel getan hat.“
Wenn die Bibliotheken als eine der Kommunikationsquellen die Funktion als „Markenbotschafter von neuem Wissen“ ausfüllen wollen, müssen sie zielgerichtet auf dieses ihnen bisher unbekannte Alleinstellungsmerkmal in der Ausbildung vorbereitet werden. Das heißt zugleich, die Ausbildungsstätten selbst sind vorher darauf einzustellen. Das kann man nicht den Zufall überlassen.
