VDA-Präsident zur Mobilität

 Am 5. Mai 2018 fand in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden die Hauptversammlung von Europas größtem Mobilitätsclub statt. Rund 200 Delegierte aus den 18 Regionalclubs des ADAC diskutierten unter dem Motto „einfach. sicher. unterwegs“ unter anderem Fragen zur künftigen Rolle des ADAC in Zeiten gravierender technologischer und gesellschaftlicher Veränderungen.

 

In seinem Vortrag informierte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) Bernhard Mattes über zukunftsweisende Konzepte der Automobilindustrie. Er sagte: „Die deutschen Automobilhersteller und Zulieferer werden den Straßenverkehr in Zukunft noch sicherer, effizienter und komfortabler machen. Dafür investieren sie in den kommenden drei bis vier Jahren 16 bis 18 Mrd Euro in das vernetzte und automatisierte Fahren. An den seit 2010 weltweit erteilten Patenten für vernetztes und automatisiertes Fahren hält sie einen Anteil von rund der Hälfte“.

 

In Zukunft könnten automatisiert fahrende Autos ihren Weg im Parkhaus allein finden und ohne Beisein des Fahrers ein- und ausparken. So würden etwa zwei Quadratmeter Parkfläche pro Auto eingespart. Ein Parkhaus könnte damit auf gleichem Raum etwa 2,5mal so viele Fahrzeuge unterbringen. „Städte haben sich längst zu Erprobungsräumen für neue Technologien im Verkehr und für neue Mobilitätsangebote entwickelt. Hersteller und Zulieferer verstehen sich immer mehr als Anbieter umfassender Mobilitätsdienstleistungen. Carsharing, E-Scooter-Sharing, Mobilitätsplattformen und Mobilitäts-Apps sind schon heute verfügbare Angebote, die über das klassische Geschäft der Automobilinduistrie weit

hinausgehen“, so Mattes.

 

Manches erfolgversprechende neue Mobilitätskonzept stieße in Deutschland aber noch zu schnell auf regulatorische Hürden. „Hier muss die Politik ansetzen, wie auch im Koalitionsvertrag angekündigt. Das Personenbeförderungsgesetz etwa ist noch zu sehr auf den Transport in Taxis, Bussen und Bahnen konzentriert. Eine Flexibilisierung ist erforderlich. Die Genehmigungen dauern oft zu lange. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, gerade auch im Dialog mit den Städten, die neue Mobilitätswelt mit zu gestalten und dabei die Rahmenbedingungen richtig zu setzen“, so der VDA-Präsident. Wichtig sei es, die Menschen bei der Umsetzung innovativer Mobilitätskonzepte mitzunehmen. Nicht Verbote würden die Verkehrs- und Umweltprobleme lösen, sondern attraktive Mobilitätsangebote.

 

Mattes weiter: „Zentrale Voraussetzung für Digitalisierung ist die Infrastruktur. Der Koalitionsvertrag verspricht eine „flächendeckende digitale Infrastruktur“ und eine „lückenlose Mobilfunkversorgung“. Wir alle wissen, dass wir von diesen Zielen noch weit entfernt sind. Es ist aber gut, dass die Politik sich zu dieser Aufgabe bekennt“.

 

Bei der Elektromobilität sei die deutsche Automobilindustrie sehr gut aufgestellt. Bis 2020 würden die deutschen Hersteller ihr Angebot auf rund 100 E-Modelle verdreifachen. „Eine Herausforderung bleibt aber die Ladeinfrastruktur. Die Automobilindustrie engagiere sich beim weiteren Ausbau: Daimler, BMW und VW installieren zusammen mit Ford ein Schnellladenetz an europäischen Autobahnen. Doch auch die Politik ist gefordert. Ein internationaler Vergleich illustriert den Handlungsbedarf: 0,22 Ladepunkte pro 3.000 Einwohner in Berlin zu 2,1 in Oslo oder 2,5 in Amsterdam“, erklärte Mattes. ES sei gut, dass die Regierung dieses Thema ehrgeizig angehen.

 

Vor den mehr als 200 Delegierten sprach der VDA-Präsident auch über die Zusagen der deutschen Hersteller auf dem Dieselgipfel 2017: „Wir setzen die Software-Updates um, bieten Umstiegsprämien für ältere Dieselfahrzeuge an und beteiligen uns maßgeblich am Mobilitätsfonds der Bundesregierung. Hardware-Nachrüstung hat zwei Nachteile: Entwicklung und Genehmigung brauchen Zeit, erhöhen den Verbrauch und wären dadurch mit spürbar höheren CO2-Emissionen verbunden“. Das hätten auch Tests des ADAC gezeigt.

 

„Auch wenn die gegenwärtigen Debatten anderes suggerieren: Die Luft in Deutschland war noch nie so gut wie heute. Die verkehrsbedingten NOx-Emissionen sind von 1990 bis 2015 um 70 Prozent gesunken – trotz gestiegener Fahrleistungen. Derzeit sind es etwa 20 Städte, die noch deutlich über den Grenzwerten liegen. Simulationen zeigen, dass bis 2020 – mit Ausnahme von 5 bis 6 Hotspots – an sämtlichen Messstellen die Grenzwerte eingehalten werden. Und es gibt ja durchaus positive Beispiele, die mögliche Wege aufzeigen: Ob intelligente Ampelschaltungen in Ingolstadt, eine geänderte Verkehrssteuerung in Erfurt oder die Kombination aus Parkzeitenanpassung, Grüner Welle und Tempo 40 in Stuttgart: All diese Maßnahmen sind effektiv, sie senken die NO2-Immissionen nachweislich“, so Mattes.

 

Ein Beitrag für Medieninfo Berlin von Edelgard Richter / Dela Press.